Im Deutschen spricht man eigentlich von der Eremitage, doch belassen wir es beim - in Holland gebräuchlichen - Wort Hermitage. Die Hermitage in Amsterdam ist ein Ableger der weltberühmten Hermitage im russischen St. Petersburg. Anscheinend hatte man dort so viele Kunstwerke übrig, dass man einiges davon großzügig an die Amsterdamer Museumsfreunde ausleihen konnte.
Doch ich muss euch etwas enttäuschen: Die riesengroße Hermitage, die in einem ehemaligen Altersheim aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, habe ich nur zu einem kleinen Teil gesehen. Ich habe mir zuerst einmal in der Hermitage die Ausstellung "Hollanders van de Gouden Eeuw" vorgenommen. Zu sehen sind 30 riesengroße Gemälde aus dem Amsterdam-Museum und dem Rijksmuseum, die zum ersten Mal zusammen gezeigt werden. Eine sehr interessante Ausstellung, bei der man viel über das Leben und die Bräuche während des Goldenen Zeitalters erfährt.
In Holland war der Aufbau der Ausstellung im Jahr 2014 eine kleine Sensation: Weil die Bilder aus dem 17. Jahrhundert so riesig sind, mussten sie per Kran durch das Dach ins Museum gehievt werden. Das größte Gemälde misst 3 x 6 Meter. Zu sehen sind auf diesen Gruppenportraits Schützen, Regenten und Offiziere. Im Goldenen Zeitalter waren dies alles sehr angesehene und auch sehr wohlhabende Gilde-Mitglieder, die für eine Abbildung auf diesen Gruppenportraits ordentlich bezahlen mussten. Waren die Bilder fertig gemalt, wurden sie im Gilde-Haus ausgestellt und fanden dort einen Platz im großen Versammlungssaal (meist über dem Kamin). Sieht man sich die Gemälde etwas genauer an, dann erinnern sie etwas an die berühmte Nachtwache von Rembrandt, die im Rijksmuseum zu sehen ist. Auch diese Gruppenabbildungen in der Hermitage sind größtenteils Schützenportraits verschiedener Stände. Der berühmte Rembrandt ist hier leider nicht zu sehen, dafür aber Govert Flinck und Nicolaes Pickenoy.
Wer die Ausstellung "Hollanders van de Gouden Eeuw" besuchen möchte, dem empfehle ich, sich eine Gratis-Audiotour auszuleihen. Noch schöner ist es, man versteht etwas Niederländisch und kann der 50-minütigen Audio-Tour des bekannten Fotografen, Schriftstellers und Kunstexperten Hans Aarsman folgen (ebenfalls am Eingang erhältlich und kostenlos). Er kann so fantastisch, lehrreich und unterhaltsam erzählen, dass ich so manches Mal lauthals lachen musste.
Neben den riesigen Gruppen-Portraits ist vom 16. Juni bis zum 13. Januar 2018 in der Amsterdamer Hermitage auch die Ausstellung Classic Beauties zu sehen, in der es um das Schönheitsideal des 18. Jahrhunderts geht. Zu den Künstlern, die nach der absoluten Perfektion strebten, gehörten Canova, Thorvaldsen, Mengs, Kauffman und Batoni. Mit ihren Werken wollten sie gar die Römer und Griechen übertreffen! Zu den Topstücken zählt die Skulptur "Die drei Grazien" (siehe Foto links unten) von Antonio Canova, entstanden 1813-1816.
Zu den Online-Tickets
Die Hermitage Amsterdam liegt direkt an der Amstel, Hausnummer 51, zwischen der Magere Brug und der Blauwbrug, neben der Stopera. Am besten kommt man dorthin, wenn man die Metro nimmt und am Waterlooplein aussteigt.
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 17 Uhr.
Eintritt:
Erwachsene € 17,50
Tipp: Hier gibt es online die Tickets günstiger
Kinder bis 11 Jahre gratis
Museumkaart Zuschlag €2,50
I amsterdam City Card gratis
Kombi-Ticket € 25 (Hollanders van de Gouden Eeuw und Spanische Meister in der Hermitage)